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hobbykeller
Eine Rauminstallation von Meggie Schneider Letzter Teil der Filmhaus-Trilogie. Jahr: 2006. Künstlerische Mitarbeit: Steffen Seidel. Mitwirkende: Lukas Stäbler
Materialien: 101 qm Gipskartonplatte, 27 qm Holzpanele, 126 qm Teppich, 60 qm Kunstrasen, 86 m Latte rauh, 36 qm Spanplatte roh (v-20-e1), 175 m Ständerwerkprofil, 1 Kellerlichtschacht, 3 Fenster, ca. 467 kg Möbel, 1000 und eine Schraube, eine Leinwand, ein Beamer, eine Festplatte, zwei Kopfhörer, Super8-Found-Footage 70er/80er Jahre, Ausschnitte aus 16mm-Found-Footage (Unterrichtsmittel DDR), montierte Filmcollage, „Raspel und Feilen“, zwei TV-Geräte, ein Diaprojektor, ein Atari 1024, ein Kicker, eine Tischtennisplatte,ein Boxsack und Handschuhe, eine Carrerabahn, eine Pongkonsole, eine Discokugel u.v.a.
Kino verbindet das Private mit dem Öffentlichen wie keine andere Institution. Es beschreibt die Bewegung hinaus aus dem Privaten in das Öffentliche und hinein in eine andere Privatheit. Heide Schlüpmann nennt die Gleichzeitigkeit von Öffentlichkeit und Privatheit im Kino öffentliche Intimität.
Mit der Rauminstallation HOBBYKELLER, die im Foyer des Kinos Arsenal zu sehen ist, beschließt Meggie Schneider in diesem Jahr ihre Trilogie des privaten Raums (Wohnhaus), der sich in die Architektur des öffentlichen (Kino-)Raums gleichsam hineinschraubt. Das Filmhaus wird begehbar. Das mikrokosmische Element ‘Haus‘ ist Ausdruck einer Überlebensstruktur/- architektur, in der sich Arbeit, Freizeit, Familie und schließlich das Hobby zu einem Kosmos organisieren. Im Zentrum steht in diesem Jahr der Hobbykeller. Wie schon den Installationen Ich sitze gern (Forum 2004) und 4kitchens (Forum 2005) liegt auch dem HOBBYKELLER die Idee zugrunde, ein Segment privaten Raums in ein privates Stück Stadt in der Stadt zu implantieren, um es dort von den Besuchern und Gästen der Berlinale bewohnen zu lassen. Vertraute Wohnfragmente rufen Erinnerungen hervor und vermitteln das Gefühl eines Zuhauses. So nimmt auch der HOBBYKELLER Zitate aus den vergangenen Installationen auf. Der Hobbykeller ist ein Raum, in dem Freizeit, Familie, Leidenschaft, Lust und Identitätssuche ihren Platz finden. Hier wird getöpfert, gebastelt und gestrickt, Kinderträume werden wahr, Jugendtraumata werden auskuriert. Es werden Flaschen gedreht, es wird vor der Familie gefl ohen, Pfunde werden abgestrampelt, Gerümpel abgestellt, Skier aufbewahrt und am Wochenende natürlich gefeiert, getrunken und getanzt in schummrigem Licht unter angestaubter Discokugel. Nicht zu vergessen all die ausrangierten und durchgesessenen Sofas und Sessel, die hier endlich geliebt werden, Patina aufsaugen, Zufl ucht ermöglichen und nichts mehr repräsentieren müssen. Das Hobby entfaltet sich im architektonischen Kontext. Ob Flur oder Garten, Küchen oder Wohnzimmer, jeder Raum wird aus dem Blick des Hobbys heraus gestaltet, konzipiert. Der Grundriss sprengt die vorhandene Architektur und fügt sich gleichzeitig ein. Die Architektur des Hauses bedient sich der Standardgröße für eine Familie. Es wird auf seinen Grundriss reduziert, in den sich die Familie hineinprojiziert: An den angedeuteten Wänden ist eine Leinwand befestigt, die als Projektionsfl äche für filmische Arbeiten dient. Im Wohnzimmer und im Hobbykeller stehen Fernsehapparate. Zudem befindet sich im Hobbykeller ein Diaprojektor. Das Filmmaterial ist Amateurmaterial, Found-Footage der 70er/80er Jahre (Super8 und Normal8). In diesem Material verdichtet sich die Familie in Bezug auf die Wohneinheit Haus, in Bezug auf sich selbst (auch in Urlaubsfilmen gilt die Überlebensstruktur des Einfamilienhauses), ihre Freunde und Nachbarn. Familienfilme sind selbst ein Hobby, projiziert in ein Film-Haus.
text Meggie Schneider, Stefanie Schulte Strathaus
hobbykeller
Film connects the private and the public like no other institution. It describes the movement out of the private into the public sphere and into another private realm. Heide Schlüpmann called film’s simultaneity of the public and the private “public intimacy”.
This year, Meggie Schneider’s room installation HOBBYKELLER (rec room) in the foyer of the Arsenal cinema, completes her trilogy of private space (Wohnhaus/Residential Building), which seems screwed into the architecture of the public (film) space. The Filmhaus can be walked through. The microcosm “house” is a survival structure/architecture where work, leisure, family, and finally the hobby are organized as a cosmos. In the center this year is the hobby cellar. Like the installations Ich sitze gern (I Like to Sit – Forum 2004) and 4kitchens (Forum 2005), HOBBYKELLER is based on the idea of implanting a segment of private space in a private bit of city in the city for the Berlinale’s visitors and guests to dwell in. Familiar residential fragments call up memories and the feeling of being at home. HOBBYKELLER cites the earlier installations. In the hobby cellar, leisure, family, passion, pleasure, and the finding of identity all have their place. Here people engage in pottery, crafts, and knitting; childhood dreams come true; teenage traumas are cured. Bottles are spun, families escaped, pounds worked off, junk put out of the way, skis stored, and of course on the weekend there are parties, drinking, and dancing in dim light under dusty mirror balls. Not to forget all the displaced old sofas and armchairs that finally find love here, taking on patina, giving refuge, and no longer having to impress. The hobby unfolds in an architectural context. Corridor or garden, kitchen or living room: every room is conceived from the viewpoint of the hobby. The fl oorplan exceeds the existing architecture while fitting in. The house’s architecture is standard family size. It is reduced to its fl oorplan, into which the family projects itself: a movie screen is mounted on the hinted-at walls. There are TVs in the living room and the hobby cellar. The hobby cellar also has a slide projector. The film material is home movies, found footage from the ’70s and ’80s (S8 and N8). Here the family condenses in relation to the dwelling unit, to itself (the survival structure of the single-family home is valid in vacation films, as well), to its friends, and to its neighbors. Family films are themselves a hobby, screened in a Film House.
text Meggie Schneider, Stefanie Schulte Strathaus
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